Die Ausstellung Pickpocket im Kunst Raum Riehen beleuchtet die Figur des Die-bes in ihren vielfältigen Eigenschaften und befragt dabei ihre Nähe zur Kunst.
Diebe nehmen sich, was ihnen nicht gehört. Um dies unbemerkt zu tun, muss der Dieb heimlich und anonym vorgehen, anders als der Räuber, der sich mit seinem Gegner auf Augenhöhe bewegt. Er muss ein scharfer Beobachter sein, Verhalten analysieren, Situ-ationen ausnutzen, aufmerksam sein auf Unaufmerksamkeiten.
Die Ausstellung Pickpocket beleuchtet die Figur des Diebes als einen Charakter, der sich in nächster Nähe zu unserem Sein und Haben aufhält. Als unheimlicher Schatten bewegt er sich zwischen uns, kennt unsere Abwesenheit, respektiert wenig. Indem er etwas begehrt, was ein anderer besitzt, entfaltet sich eine enge Beziehung, die in der Kollision von Intimität und abgründiger Kühle endet. Interesse und Widerstand gegen-über Besitz zeichnen ihn aus, er ist einerseits kaltes Begehren, wenn man ihn als Ein-dringling ins Private betrachtet, andererseits kritische Figur, welche die Legitimität herr-schender Verhältnisse nicht akzeptiert. In früheren Zeiten galt Diebstahl nicht als Eigen-tumsdelikt, sondern als Gotteskränkung, worauf in älteren Kulturen die Todesstrafe stand.
Es ist jedoch weniger das Delinquente, was in der Ausstellung Pickpocket thematisiert wird, sondern die Bedingungen von Besitz und Macht und die spezifischen Schlussfol-gerungen, welche die Figur des Diebes zieht. Denn gerade im Störfall werden als nor-mal anerkannte Normen wie beispielsweise die Verteilung der Güter in Frage gestellt. Im Stören oder Subvertieren trifft sich der Dieb mit einer zentralen Rolle von Kunst. Mit Kunstwerken, welche sich auf Themen wie Reichtum, Sehnsucht, Glück und Gerech-tigkeit beziehen, wird persönlicher Status und Besitz zu einer öffentlichen Frage.
Mit: Sven Augustijnen, Donatella Bernardi, Philippe Queloz, Axelle Stiefel
Im Kabinett: Peter Bosshart, Marcel Broodthaers &: Christophe Daviet-Thery, Ian Ha-milton Finlay, Doris Lasch, Markus Müller, Willem Oorebeek, Hinrich Sachs, Karlheinz Scherer, David Shrigley, Herbert Starek, Nele Stecher, Cassidy Toner
Kuratiert von Katharina Dunst, Kunstwissenschaftlerin und Mitglied der Kommission für Bildende Kunst und Boris Rebetez, Künstler